Al Jarreau

Al Jarreau
Photographiert von Claude Piscitelli

Al Jarreau wurde in Milwaukee als fünftes von insgesamt sechs Kindern geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Seit seiner frühesten Kindheit bestimmte die Musik sein Leben, er hörte all die großen Jazzgrößen wie Nat King Cole, Dizzy Gillespie, Ella Fitzgerald oder Jon Hedricks im Radio. Sein Vater war Prediger und seine Mutter Kirchenorganistin in der Kirche, in der Al bereits im jungen Alter von vier Jahren sein erstes Solo sang. Durch seine Brüder entdeckte Al Jarreau die „Improvisation“, als er mit ihnen zuhause sang. Genau diese „Improvisationen“ waren es, die später den Stil des Al Jarreau prägen sollten.

In seiner Jugend begann er dann in lokalen Bars aufzutreten, wo er den ungarischen Flüchtling und Jazzpianisten Laszlo Les Czimber alias Tarzan kennenlernte, der ihm beibrachte, wie man Lieder ausarbeitet.

Nach vier Jahren Psychologie-Studium am „Ripon College“ in Wisconsin schloss Al mit einem „Bachelor Of Arts“ ab. Während dieser Zeit trat Al an den Wochenenden in lokalen Bars mit dem Quartett „The Indigos“ auf. Danach absolvierte er an der „University Of Iowa“ einen Masterstudiengang (Master’s Degree in Vocational Rehabilitation).

1964 führte ihn eine sechsmonatige Dienstzeit in der Armeereserve nach San Francisco, wo er dreimal pro Woche in einem Club mit einem Trio auftrat, das vom damals noch unbekannten George Duke geleitet wurde. Damals traf Al auf mehrere Musiker, die ihn musikalisch prägen sollten. Der Saxophonist J.R. Monterose brachte ihm bei, Saxophonlinien zu singen oder zu scatten, und durch den brasilianischen Gitarristen Julio Martinez entdeckte er seine Liebe zum „Bossa Nova“.

Im Laufe seiner langen Karriere bediente sich Al Jarreau den unterschiedlichsten Musikgenres. Jazz, Pop, R&B gehörten genauso dazu wie eben Bossa Nova. In einem Interview mit dem Magazin „Jazz Forum“ im Jahre 1981 sagte Al: „So I’m really a product of a lot of different music. The whole American scene was an influence as a part of my past, but probably the jazz stuff was the most important.“

1975 wurde Al Jarreau von einem Talentscout der „Warner Music Group“ im legendären „Troubadour Club“ in Hollywood entdeckt. Kurz darauf erschien mit „We Got By“ sein Debutalbum, und er trat anschließend sechs Monate lang in Klubs in Hamburg auf.

Seinen großen Durchbruch erlebte der Stimmakrobat Al Jarreau 1977 mit seiner dritten Langspielplatte „Look To The Rainbow“, ein Livealbum, das während seiner Zeit in Europa aufgenommen wurde. Aus diesem Werk stammt seine exzellente Interpretation von Dave Brubecks „Take Five“, das ihn auf einen Schlag bekannt machte. Noch im gleichen Jahr wurde er mit seinem ersten von insgesamt sieben Grammys ausgezeichnet, und zwar in der Kategorie „Best Jazz Vocal“.

Ende Januar 2017 erkrankte Al Jarreau und musste eine geplante Jazzkreuzfahrt absagen. Am 8. Februar erklärte er über seine Webseite, dass er seine Live-Karriere beenden müsse. Vier Tage später starb Al Jarreau im Kreise seiner Familie in einem Krankenhaus in Los Angeles.  Mit Al Jarreau verließ uns einer der größten Jazzakrobaten, die es je gab. Er war ein Instrumentalist der Stimme, seine Kehle brachte ein ganzes Orchester hervor, sie reichte vom tiefsten Bass bis zum höchsten Flageolett.

Geschrieben von Ritchie Rischard